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Mehr Wissen, mehr Verständnis – unser Blog rund um psychische Gesundheit

Psychische Gesundheit betrifft uns alle – im Alltag, in Beziehungen und im Umgang mit uns selbst. In unserem Blog finden Sie regelmäßig Beiträge zu verschiedenen Aspekten psychischer Gesundheit: verständlich erklärt, alltagsnah und fachlich fundiert.

Ob Hintergrundwissen zu psychischen Erkrankungen, Impulse zur Selbstfürsorge, Einblicke in therapeutische Methoden oder Gedankenanstöße zum Umgang mit Krisen – unser Blog möchte informieren, sensibilisieren und ermutigen.

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Zwangsstörung

Zwangsstörungen zeigen sich durch wiederkehrende, belastende Gedanken (Zwangsgedanken) und/oder das Bedürfnis, bestimmte Handlungen oder Rituale immer wieder auszuführen (Zwangshandlungen). Sie können den Alltag stark einschränken und viel seelische Energie kosten. In der psychotherapeutischen Begleitung lernen Sie, mit diesen Zwängen umzugehen und wieder mehr Freiheit im Denken und Handeln zu gewinnen.

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Bedeutung

Eine Zwangsstörung (medizinisch: obsessive-compulsive disorder, OCD) ist eine psychische Erkrankung, bei der betroffene Personen unter wiederkehrenden, aufdringlichen Gedanken (Zwangsgedanken) und/oder dem starken inneren Drang leiden, bestimmte Handlungen zwanghaft auszuführen (Zwangshandlungen). Diese Gedanken und Handlungen wirken auf die Betroffenen unvernünftig oder übertrieben, lassen sich aber oft nicht willentlich unterdrücken, ohne dass starke Angst oder Unruhe entsteht.

Häufige Ursachen

Die Ursachen und Risikofaktoren einer Zwangsstörung sind komplex und multifaktoriell. Das bedeutet, dass sie auf einer Kombination aus genetischen, biologischen, psychologischen und sozialen Einflüssen beruhen. In den meisten Fällen kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, um die Entstehung und den Verlauf der Zwangsstörung zu beeinflussen.

    • Vererbung: Es gibt Hinweise darauf, dass Zwangsstörungen in Familien gehäuft auftreten können. Eine genetische Prädisposition scheint das Risiko zu erhöhen, eine Zwangsstörung zu entwickeln. Studien haben gezeigt, dass das Risiko bei Verwandten ersten Grades (z. B. Eltern oder Geschwister) von betroffenen Personen signifikant höher ist als in der allgemeinen Bevölkerung.

    • Erblichkeit: Eine Zwangsstörung kann zu einem gewissen Teil durch genetische Faktoren bestimmt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Gene, die mit der Regulation von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Glutamat in Verbindung stehen, das Risiko beeinflussen können.

    • Neurotransmitter-Ungleichgewicht: Eine der am meisten untersuchten biologischen Ursachen ist ein ungleichgewichtiger Serotoninhaushalt im Gehirn. Serotonin spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Stimmung, Angst und Impulssteuerung. Ein Mangel oder eine Dysfunktion dieses Neurotransmitters könnte zu den wiederkehrenden Zwangsgedanken und -handlungen führen.

    • Veränderte Gehirnstrukturen: Bildgebende Studien haben gezeigt, dass bei Menschen mit Zwangsstörungen häufig bestimmte Gehirnregionen wie der orbitofrontale Kortex, das Kniegelenk (Caudatuskern) und die anteriore Insel eine veränderte Aktivität aufweisen. Diese Bereiche sind mit Entscheidungsfindung, Handlungsplanung und Fehlererkennung verbunden.

    • Infektionen und Autoimmunprozesse: In seltenen Fällen wurde eine Verbindung zwischen Zwangsstörungen und einer Streptokokkeninfektion (z. B. bei PANDAS – Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorders Associated with Streptococcal Infections) untersucht. Diese Theorie besagt, dass eine Autoimmunreaktion nach einer Infektion die Entwicklung von Zwangssymptomen auslösen kann

    • Kognitive Verzerrungen und Denkmuster: Eine häufige psychologische Ursache bei Zwangsstörungen sind kognitive Verzerrungen. Menschen mit Zwangsstörungen neigen dazu, übermäßige Verantwortung für Ereignisse zu übernehmen und glauben oft, dass sie durch bestimmte Handlungen oder Gedanken Schaden verhindern können. Diese sogenannten magischen Gedanken sind typisch für die Zwangsstörung.

    • Fehlende Emotionsregulation: Personen mit Zwangsstörungen haben oft Schwierigkeiten, ihre Angst oder Unruhe zu regulieren. Zwangshandlungen werden dann als eine Art Bewältigungsmechanismus eingesetzt, um unangenehme Gefühle zu lindern. Sie reduzieren temporär die Spannung, jedoch bleibt der Zwang bestehen, da die zugrunde liegende Angst nicht wirklich bearbeitet wird.

    • Perfektionismus: Ein hoher Anspruch an sich selbst, übersteigerte Selbstkritik und der Wunsch, Dinge „perfekt“ zu tun, sind häufige Persönlichkeitsmerkmale von Menschen mit Zwangsstörungen. Diese Einstellung kann dazu führen, dass kleine Fehler oder Unvollkommenheiten als unerträglich wahrgenommen werden und deshalb Zwangshandlungen zur „Korrektur“ oder Vermeidung durchgeführt werden.

    • Traumatische Erfahrungen oder Missbrauch: Es gibt Hinweise darauf, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit (wie emotionale Misshandlung, sexueller Missbrauch oder verlassene Bindungen) das Risiko für die Entwicklung einer Zwangsstörung erhöhen können. Insbesondere, wenn die betroffene Person keine ausreichende Möglichkeit hatte, mit den negativen Emotionen zu arbeiten, können sich diese in Form von Zwangsstörungen manifestieren.

    • Stress: Stressige Lebensereignisse oder belastende Lebensphasen (z. B. Beziehungsprobleme, beruflicher Druck, Verlust eines nahestehenden Menschen) können Zwangssymptome verstärken oder das Auftreten einer Zwangsstörung auslösen. In stressigen Zeiten sind Menschen oft anfälliger für ängstliche Denkmuster, die in Zwangshandlungen münden können.

    • Kulturelle Einflüsse: Die kulturelle Prägung einer Person beeinflusst, welche Arten von Zwangshandlungen oder -gedanken als akzeptabel oder inakzeptabel gelten. In manchen Kulturen gibt es spezifische Rituale oder Überzeugungen, die als Zwangshandlungen interpretiert werden könnten.

    • Familiäre Einflüsse: Familiäre Dynamiken, in denen eine übermäßige Kontrolle, Hohe Ansprüche oder eine starke Angst vor Fehlern vorherrschen, können das Risiko einer Zwangsstörung erhöhen. Eltern, die selbst Zwangsstörungen oder andere Angststörungen haben, können eine genetische Prädisposition an ihre Kinder weitergeben und deren Entwicklung von Zwangssymptomen begünstigen.

    • Frühes Auftreten von Zwangssymptomen: Der frühzeitige Beginn von Zwangsgedanken und -handlungen (in der Kindheit oder Jugend) ist ein starker Prädiktor für eine chronische und schwere Form der Zwangsstörung.

    • Geschlecht: In vielen Fällen treten Zwangsstörungen bei Männern eher in der Kindheit oder Jugend auf, während bei Frauen die Störung häufig in jungen Erwachsenenalter beginnt.

    • Co-Erkrankungen: Menschen, die unter anderen Angststörungen, Depressionen, Tourette-Syndrom oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden, haben ein höheres Risiko, auch eine Zwangsstörung zu entwickeln.

Was sind Zwangsgedanken?

Zwangsgedanken sind wiederkehrende, unwillkürliche Gedanken, Bilder oder Impulse, die sich in den Geist einer betroffenen Person aufdrängen und oft mit Angst, Unbehagen oder Unsicherheit verbunden sind. Diese Gedanken sind nicht rational und widersprechen häufig den eigenen Werten und Überzeugungen der Person. Sie können aggressiv, sexualisiert, blasphemisch oder auch mit übermäßiger Verantwortung verbunden sein. Zum Beispiel könnte jemand plötzlich den Gedanken haben, jemandem Schaden zuzufügen, obwohl diese Person keine Aggressionen hegt. Zwangsgedanken sind schwer zu kontrollieren und können so stark sein, dass sie den Alltag erheblich belasten, da der Betroffene versucht, diese Gedanken zu unterdrücken oder zu neutralisieren, was oft nicht gelingt.

Was sind Zwangshandlungen?

Zwangshandlungen sind wiederholte Verhaltensweisen oder Rituale, die eine Person zwingend ausführt, um die durch Zwangsgedanken ausgelöste Angst oder Anspannung zu lindern oder um zu verhindern, dass ein befürchtetes Ereignis eintritt. Diese Handlungen erscheinen oft übertrieben oder sinnlos, aber der Betroffene fühlt sich innerlich gezwungen, sie auszuführen, um eine unerträgliche Unruhe oder die Angst vor etwas Schlimmem zu verringern. Beispiele für Zwangshandlungen sind ständiges Händewaschen, Kontrollieren von Türen oder Lichtern oder das Zählen von Zahlen nach bestimmten Regeln. Auch wenn diese Handlungen temporär Erleichterung verschaffen, führen sie langfristig zu einer Verstärkung der Zwangssymptome, da die zugrunde liegende Angst nicht wirklich bearbeitet wird.

Behandlung

Die Behandlung einer Zwangsstörung in der Psychotherapie konzentriert sich auf die Reduzierung von Zwangsgedanken und -handlungen sowie die Entwicklung gesunder Bewältigungsstrategien. Die kognitive Verhaltenstherapie ist dabei die häufigste Methode, insbesondere die Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP), bei der Patienten schrittweise Zwangsgedanken ausgesetzt werden, ohne die damit verbundenen Zwangshandlungen auszuführen. Zusätzlich wird die kognitive Umstrukturierung angewendet, um verzerrte Denkmuster zu korrigieren. In einigen Fällen kommen Medikamente wie SSRI-Antidepressiva zum Einsatz, um den Serotoninspiegel zu regulieren und die Symptome zu lindern. Auch die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) hilft dabei, Zwangsgedanken zu akzeptieren, ohne auf sie zu reagieren. Eine langfristige Nachsorge und gegebenenfalls Gruppentherapie oder Selbsthilfegruppen unterstützen den Heilungsprozess und verhindern Rückfälle.

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