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Bedeutung

Der Begriff Trauerstörung bezeichnet eine Form der komplizierten oder anhaltenden Trauer, die über das hinausgeht, was im Rahmen eines normalen Trauerprozesses erwartet wird. Es handelt sich dabei um eine psychische Störung, bei der Betroffene auch Monate oder Jahre nach einem Verlust (z. B. Tod eines geliebten Menschen) stark beeinträchtigt sind und nicht wieder ins Leben zurückfinden.

Häufige Ursachen

Die Ursachen einer Trauerstörung (anhaltende oder komplizierte Trauer) sind vielfältig und entstehen meist aus einer Verkettung psychischer, biografischer und situativer Faktoren. Nicht jeder Mensch entwickelt nach einem Verlust eine Trauerstörung – bestimmte Risikofaktoren erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit.

    • Vorbestehende psychische Erkrankungen
      (z. B. Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen)

    • Unverarbeitete frühere Verluste oder Traumata

    • Geringe emotionale Stabilität, hohe Bindungsabhängigkeit

    • Fehlende Bewältigungsstrategien oder mangelnde Resilienz

    • Verdrängung von Gefühlen, Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust

    • Sehr enge, symbiotische Beziehung zur verstorbenen Person
      (z. B. Partner, Kind, Hauptbezugsperson)

    • Abhängigkeit emotional oder praktisch (z. B. Pflegeperson, Lebenssinn)

    • Plötzlicher, unerwarteter oder gewaltsamer Tod
      (z. B. durch Unfall, Suizid, Verbrechen)

    • Fehlende Möglichkeit zur Verabschiedung

    • Tod unter traumatisierenden Bedingungen (z. B. während einer Katastrophe, Pandemie)

    • Fehlende soziale Unterstützung im Trauerprozess

    • Isolation, Einsamkeit

    • Kulturelle Normen, die Trauer unterdrücken oder nicht zulassen

    • Tabuisierung von Tod und Emotionen in der Umgebung

  • Wenn der Trauerfall mit anderen Stressoren zusammenfällt, z. B.:

    • Arbeitsplatzverlust

    • Existenzsorgen

    • Eigene Erkrankung

    • Pflegebedürftigkeit anderer Angehöriger

Typische Symptome einer Trauerstörung

  • Intensive Sehnsucht oder ständiges Gedankenkreisen um die verstorbene Person

  • Gefühl innerer Leere oder Sinnlosigkeit

  • Emotionale Taubheit, Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt

  • Wut, Schuldgefühle, Grübeln („Ich hätte mehr tun sollen“)

  • Vermeidung von Erinnerungen oder Orten, die mit dem Verlust verbunden sind

  • Sozialer Rückzug, Isolation, Vernachlässigung von Interessen

  • Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Erschöpfung

  • Gedanken, beim Verstorbenen sein zu wollen (bis hin zu Suizidgedanken)

Ab wann spricht man von einer Trauerstörung?

Trauer ist grundsätzlich ein normaler und gesunder Prozess nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen. Sie hilft, den Verlust zu verarbeiten und sich an ein Leben ohne die verstorbene Person anzupassen. Die Dauer und Ausprägung der Trauer sind dabei individuell sehr unterschiedlich und kulturell geprägt.

Eine Trauerreaktion gilt dann als Trauerstörung, wenn:

  • Laut ICD-11 (internationale Krankheitsklassifikation) spricht man von einer anhaltenden Trauerstörung, wenn die intensiven Trauerreaktionen länger als 6 Monate bei Erwachsenen (bzw. 12 Monate bei Kindern und Jugendlichen) bestehen – ohne erkennbare Besserung.

    • Der Alltag wird durch die Trauer massiv eingeschränkt (z. B. Beruf, Haushalt, soziale Beziehungen, Selbstfürsorge).

    • Die Person kann wichtige Lebensaufgaben nicht mehr bewältigen oder meidet das Leben weitgehend.

    • Es kommt zu emotionaler Stagnation: Die betroffene Person bleibt im Verlust „stecken“ und kann sich emotional nicht lösen oder weiterentwickeln.

    • Intensive Sehnsucht oder anhaltendes Gedankenkreisen um die verstorbene Person

    • Vermeidung von allem, was an die verstorbene Person erinnert (z. B. Fotos, bestimmte Orte, Gespräche)

    • Schwere Schuldgefühle, häufig verbunden mit Gedanken wie „Ich hätte den Tod verhindern können.“

    • Lebensüberdruss oder Suizidgedanken, weil das Leben ohne die geliebte Person sinnlos erscheint

Behandlung

Die Behandlung einer Trauerstörung in der Psychotherapie erfolgt gezielt und strukturiert – meist durch speziell angepasste Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie, gelegentlich auch durch tiefenpsychologische oder traumazentrierte Ansätze. Das Ziel ist, den Trauerprozess wieder in Gang zu bringen, die emotionale Bindung zu transformieren und dem Leben neue Bedeutung zu geben.

Das übergeordnete Ziel der Psychotherapie bei einer Trauerstörung ist es, den blockierten oder steckengebliebenen Trauerprozess wieder in Gang zu bringen und die Betroffenen darin zu unterstützen, den Verlust emotional zu verarbeiten, anzunehmen und schließlich in das eigene Leben zu integrieren. Dabei geht es nicht darum, die Trauer "wegzumachen", sondern einen heilsamen Umgang mit dem Schmerz zu ermöglichen, sodass die betroffene Person wieder handlungsfähig wird und eine neue Lebensperspektive entwickeln kann.

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STÖRUNGSBILD

Trauerstörung

Trauer ist eine natürliche Reaktion auf Verlust. Doch manchmal bleibt sie über einen langen Zeitraum hinweg so intensiv, dass sie das tägliche Leben lähmt. Wenn der Schmerz über viele Monate hinweg anhält, das Leben lähmt und kaum Raum für anderes lässt, kann eine anhaltende Trauerstörung vorliegen. In der Therapie geht es darum, den Verlust behutsam zu verarbeiten und wieder Zugang zu Lebensfreude und innerer Stabilität zu finden.

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