Warum so viele junge Erwachsene unter Leistungsdruck leiden
- Leif Morten Lienau
- 10. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Und wie Psychotherapie helfen kann, damit umzugehen.
Die 20er und frühen 30er Jahre sind eine spannende, aber auch herausfordernde Lebensphase. Viele junge Erwachsene erleben in dieser Zeit eine Vielzahl von Veränderungen – sei es im Studium, im Beruf oder im privaten Umfeld. Eine der größten Belastungen in dieser Lebensphase ist der zunehmende Leistungsdruck. Doch warum leiden so viele junge Erwachsene darunter? Und wie können sie lernen, besser mit diesen Herausforderungen umzugehen? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Ursachen des Leistungsdrucks und zeigen auf, wie psychotherapeutische Unterstützung helfen kann, diesem Druck zu begegnen.
1. Die Gesellschaft setzt hohe Erwartungen
Junge Erwachsene leben in einer Gesellschaft, die hohe Ansprüche an sie stellt. Leistungsorientierung ist allgegenwärtig – sei es im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder in den sozialen Medien. Der Druck, erfolgreich zu sein, eine Karriere aufzubauen und dabei auch noch das „perfekte“ Leben zu führen, kann überwältigend wirken. Der ständige Vergleich mit anderen in sozialen Netzwerken verstärkt diesen Druck zusätzlich.
Diese externen Erwartungen führen oft dazu, dass junge Erwachsene das Gefühl haben, immer mehr leisten zu müssen, um „dazuzugehören“ oder als erfolgreich zu gelten. Die Vorstellung, dass man alles erreichen muss, führt zu einer stetigen inneren Anspannung und Selbstkritik.
2. Die Unsicherheit über die eigene Zukunft
Besonders in den frühen Jahren des Erwachsenwerdens sind viele junge Erwachsene mit Unklarheit über ihre Zukunft konfrontiert. Die Entscheidung, welchen Beruf man ergreifen möchte, wie man seine Lebensziele definiert oder wie man persönliche Beziehungen gestaltet, fällt nicht immer leicht. Diese Unsicherheit kann zu Angst vor Misserfolg und Überforderung führen.
Hinzu kommt der Druck, „etwas aus dem Leben zu machen“. Die ständige Frage nach dem richtigen Weg und der eigene Selbstzweifel können das Gefühl der Belastung noch verstärken. Besonders in Zeiten, in denen die Gesellschaft scheinbar genau vorgibt, wie der „richtige“ Lebensweg aussieht, fühlen sich junge Menschen schnell überfordert und gefangen.
3. Die ständige Erreichbarkeit und der Druck zur Produktivität
Mit der ständigen Erreichbarkeit durch digitale Medien geht auch der Wunsch einher, immer produktiv und erfolgreich zu erscheinen. Wer nicht ständig erreichbar oder aktiv in sozialen Netzwerken präsent ist, fühlt sich schnell abgehängt. Dieser kontinuierliche Zugang zu Informationen und die damit verbundene Erwartung, ständig auf dem neuesten Stand zu sein, erhöht die mentale Belastung enorm.
Junge Erwachsene neigen dazu, sich zu überarbeiten und zu denken, dass sie immer verfügbar sein und ständig leisten müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Doch diese Hyper-Produktivität führt oft zu Erschöpfung und Burnout, was langfristig die psychische Gesundheit belastet.
4. Perfektionismus und Selbstkritik
Perfektionismus ist ein weiteres häufiges Thema bei jungen Erwachsenen. Das Streben nach dem „idealen Leben“ – ob im Studium, Beruf oder privat – führt dazu, dass Fehler und Unzulänglichkeiten nicht akzeptiert werden. Die ständige Selbstkritik und der Drang, in allen Bereichen „perfekt“ zu sein, führen oft zu innerer Unruhe und einem Gefühl der Unzulänglichkeit.
Dieser perfektionistische Druck verstärkt das Gefühl, nie genug zu leisten, und treibt junge Menschen zu immer neuen Höchstleistungen. Das Resultat ist oft ein Gefühl der Erschöpfung und das Gefühl, nie gut genug zu sein.
Wie Psychotherapie helfen kann
Psychotherapie bietet die Möglichkeit, die eigenen Gedanken und Muster zu hinterfragen und gesündere Wege im Umgang mit Stress und Selbstansprüchen zu entwickeln.
1. Reflexion der eigenen Werte und Ziele
In der Psychotherapie können junge Erwachsene lernen, sich bewusst zu machen, welche Werte und Lebensziele sie wirklich verfolgen wollen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines authentischen Lebensweges, der weniger von äußeren Erwartungen und mehr von persönlichen Bedürfnissen geprägt ist.
2. Achtsamkeit und Stressbewältigung
Therapeut:innen vermitteln Techniken zur Stressbewältigung und Achtsamkeit, die dabei helfen können, den Druck zu reduzieren und im Moment zu leben. Achtsamkeitstraining ermöglicht es, die eigenen Gedanken und Gefühle zu beobachten, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen.
3. Kritischer Umgang mit Perfektionismus
Ein weiterer zentraler Bestandteil der Therapie kann der Abbau von Perfektionismus sein. Therapeut:innen unterstützen dabei, eine realistische Perspektive auf ihre Leistungen zu entwickeln und den Umgang mit Fehlern zu lernen. Perfektionismus wird entmystifiziert und in einem gesünderen Kontext betrachtet.
4. Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz
Junge Erwachsene lernen, selbstmitfühlend und selbstakzeptierend mit sich umzugehen. Indem sie erkennen, dass es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein und dass Fehler Teil des Lebens sind, können sie den Leistungsdruck mindern und sich selbst als ausreichend annehmen.
Fazit: Den Druck reduzieren und die eigene Lebensqualität verbessern
Leistungsdruck kann eine erhebliche Belastung für junge Erwachsene darstellen, doch er ist nicht unüberwindbar. Psychotherapie bietet einen sicheren Raum, um die Ursachen des Drucks zu erkennen und neue, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Indem junge Menschen lernen, ihre eigenen Werte und Ziele zu definieren und den Perfektionismus abzubauen, können sie ihre Lebensqualität verbessern und ein erfüllteres Leben führen.
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