ADHS bei Erwachsenen: Ursachen, Symptome und Behandlung
- Leif Morten Lienau
- 5. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der bekanntesten neurobiologischen Störungen, die häufig in der Kindheit diagnostiziert wird. Doch viele Menschen wissen nicht, dass ADHS auch im Erwachsenenalter fortbestehen kann. In diesem Blogbeitrag wollen wir uns mit ADHS bei Erwachsenen beschäftigen: Was sind die Ursachen, welche Symptome treten auf und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
1. Was ist ADHS?
ADHS ist eine neurologische Störung, die durch eine Kombination von Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Während diese Symptome bei Kindern oft recht offensichtlich sind, können sie sich bei Erwachsenen anders manifestieren und daher schwerer zu erkennen sein. Viele Erwachsene mit ADHS haben ihre Störung nie diagnostizieren lassen und erleben ihre Symptome als "persönliche Schwächen", was zu Missverständnissen und einem verzögerten Zugang zu Hilfe führen kann.
2. Ursachen von ADHS bei Erwachsenen
Die genauen Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig verstanden, aber Forscher:innen sind sich einig, dass genetische Faktoren eine große Rolle spielen. Wenn jemand in der Familie ADHS hat, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch andere Familienmitglieder betroffen sind.
Zusätzlich zu genetischen Faktoren gibt es auch neurobiologische Ursachen: Störungen in bestimmten Hirnarealen, insbesondere in denen, die für Aufmerksamkeit, Impulssteuerung und Planung zuständig sind, können die Symptome von ADHS begünstigen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Umweltfaktoren wie frühe Kindheitstraumata, Drogenkonsum während der Schwangerschaft oder eine unzureichende Ernährung das Risiko für die Entwicklung von ADHS erhöhen können.
3. Symptome von ADHS bei Erwachsenen
Obwohl die klassischen Symptome von ADHS – wie Hyperaktivität und Impulsivität – bei Erwachsenen weniger ausgeprägt sein können, treten sie dennoch häufig auf. Zu den typischen Symptomen von ADHS im Erwachsenenalter gehören:
Unaufmerksamkeit
Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, insbesondere bei monotonen oder langwierigen Tätigkeiten
Häufiges Vergessen von Terminen, Abgaben oder anderen wichtigen Aufgaben
Probleme, Gespräche oder Anweisungen vollständig zu verfolgen
Leicht ablenkbar, besonders in Umgebung mit vielen Reizen
Impulsivität
Schwierigkeiten, Geduld zu haben und Dinge abzuwarten (z. B. häufiges Unterbrechen von Gesprächen)
Unüberlegte Entscheidungen treffen, die sich negativ auf das Leben auswirken können
Schwierigkeiten, in sozialen Situationen die „richtige“ Reaktion zu finden, was zu Missverständnissen führen kann
Hyperaktivität
In manchen Fällen kommt es auch bei Erwachsenen zu einem Gefühl von innerer Unruhe oder dem Drang, ständig aktiv zu sein
Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen oder längere Zeit still zu bleiben (z. B. bei Besprechungen oder im Kino)
Erhöhte Energie, die jedoch schwer kontrollierbar ist
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Erwachsene mit ADHS alle Symptome zeigt. Die Schwere der Symptome kann stark variieren, und viele Erwachsene haben Strategien entwickelt, um ihre Symptome zu kompensieren, was die Diagnose erschwert.
4. Diagnose von ADHS bei Erwachsenen
Die Diagnose von ADHS bei Erwachsenen ist oft schwieriger als bei Kindern. Bei vielen Betroffenen werden die Symptome im Kindesalter nicht erkannt oder falsch interpretiert. Um eine Diagnose zu stellen, wird in der Regel eine ausführliche Anamnese und klinische Untersuchung durch eine Fachkraft (Psychiater:in oder Psychologe:in) durchgeführt. Dies beinhaltet oft:
Die Erhebung der familiären Krankheitsgeschichte, um mögliche genetische Faktoren zu berücksichtigen
Das Ausfüllen von Fragebögen und Tests, die spezifische Symptome von ADHS bewerten
Gespräche über die Lebensgeschichte des Patienten, insbesondere über Symptome in der Kindheit und Jugend
Es ist wichtig zu wissen, dass auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Schlafstörungen ähnliche Symptome aufweisen können. Eine genaue Diagnosestellung ist daher entscheidend, um die richtige Behandlung zu wählen.
5. Behandlung von ADHS bei Erwachsenen
Obwohl ADHS bei Erwachsenen nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die Behandlung kann aus verschiedenen Komponenten bestehen:
Medikation
Stimulanzien wie Methylphenidat (z. B. Ritalin) und Amphetamine (z. B. Adderall) sind häufige Medikamente, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie die Konzentration von Neurotransmittern im Gehirn regulieren, was zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeit und Impulssteuerung führt. Es gibt auch nicht-stimulierende Medikamente, wie Atomoxetin, die bei einigen Patienten ebenfalls gut wirken.
Psychotherapie
Besonders hilfreich ist oft eine Verhaltenstherapie, die Erwachsenen mit ADHS hilft, ihre Symptome zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen. In der Therapie können folgende Themen behandelt werden:
Organisation und Zeitmanagement: Hilfe bei der Strukturierung des Alltags und der Priorisierung von Aufgaben
Stressbewältigung und Impulssteuerung: Techniken, um impulsives Verhalten und emotionalen Stress besser zu kontrollieren
Selbstwertgefühl und soziale Fähigkeiten: Förderung eines positiven Selbstbildes und der Verbesserung zwischenmenschlicher Kommunikation
Lebensstiländerungen
Ergänzend zur Therapie können auch gesunde Lebensgewohnheiten wie regelmäßiger Sport, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf helfen, die Symptome zu lindern. Achtsamkeitstechniken wie Meditation können ebenfalls dazu beitragen, das innere Gleichgewicht zu stabilisieren.
6. Fazit
ADHS ist keine Krankheit, die nur Kinder betrifft. Viele Erwachsene leben mit den Symptomen dieser Störung, ohne sich darüber bewusst zu sein. Das Bewusstsein für ADHS bei Erwachsenen wächst, und es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die Betroffenen helfen können, ein erfülltes Leben zu führen. Eine frühzeitige Diagnose und die richtige Therapie sind der Schlüssel, um ADHS-Symptome zu lindern und den Alltag besser zu bewältigen.
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