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FRAGEN UND ANTWORTEN

AD(H)S-Diagnostik

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität äußern kann – bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen. Da die Ausprägungen sehr unterschiedlich sein können und oft mit anderen psychischen oder körperlichen Problemen verwechselt werden, ist eine fundierte Diagnostik entscheidend. Sie hilft dabei, Klarheit zu schaffen, den Alltag besser zu verstehen und geeignete Behandlungsschritte einzuleiten. Die ADHS-Diagnostik umfasst eine ausführliche Anamnese, standardisierte Fragebögen, Verhaltensbeobachtungen sowie gegebenenfalls neuropsychologische Testverfahren. Ziel ist es, nicht nur die Symptome zu erfassen, sondern auch ihre Auswirkungen im Alltag und im sozialen Umfeld. Eine gut durchgeführte Diagnostik ist somit der Schlüssel zu mehr Selbstverständnis und zur Entwicklung individueller Unterstützungsstrategien.

Wo liegen die Ursachen von AD(H)S?

Die genauen Ursachen von AD(H)S sind nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere Faktoren, die als mitverantwortlich für das Entstehen der Störung angesehen werden:

  • Es gibt eine starke genetische Komponente bei AD(H)S. Studien zeigen, dass AD(H)S in Familien gehäuft auftritt, was darauf hindeutet, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Bestimmte Gene, die mit der Regulierung von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin in Verbindung stehen, könnten eine Rolle dabei spielen, wie das Gehirn Impulse verarbeitet und Aufmerksamkeit steuert.

  • AD(H)S wird mit Unterschieden in der Struktur und Funktion des Gehirns in Verbindung gebracht, insbesondere im präfrontalen Kortex, der für die Steuerung von Aufmerksamkeit, Impulsivität und der Fähigkeit zur Planung verantwortlich ist. Bei Menschen mit AD(H)S wurden beispielsweise häufig abweichende Aktivitäten in Bereichen des Gehirns festgestellt, die für die Selbstregulation und die Verarbeitung von Belohnung verantwortlich sind. Diese neurobiologischen Unterschiede können dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren oder impulsive Handlungen zu kontrollieren.

  • Obwohl genetische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen, können auch Umweltfaktoren das Risiko für AD(H)S beeinflussen. Beispielsweise haben Untersuchungen gezeigt, dass Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, wie eine Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht oder eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Kindes, das Risiko erhöhen können. Zudem können Alkohol- oder Drogenkonsum der Mutter während der Schwangerschaft das Risiko für AD(H)S erhöhen. Auch die frühe Kindheit kann eine Rolle spielen: Stress, ungünstige familiäre Verhältnisse oder traumatische Erfahrungen können bei der Entwicklung von AD(H)S eine Rolle spielen, wenngleich diese Faktoren in der Regel nicht die alleinige Ursache sind.

  • In einigen Fällen wird angenommen, dass bestimmte Ernährungsfaktoren und Umweltgifte die Symptome von AD(H)S verstärken können. Beispielsweise zeigen manche Studien, dass ein hoher Zuckerkonsum oder das Fehlen bestimmter Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung mit einer Verschärfung der Symptome verbunden sein könnte. Auch die Exposition gegenüber Umweltgiften, wie z. B. Blei, wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von AD(H)S in Verbindung gebracht.

Bei welchen Beschwerden sollte ich eine AD(H)S-Diagnostik in Betracht ziehen?

Eine AD(H)S-Diagnostik sollte in Betracht gezogen werden, wenn bestimmte Beschwerden oder Verhaltensweisen auftreten, die mit den typischen Symptomen von AD(H)S übereinstimmen. Diese Symptome können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten und betreffen verschiedene Lebensbereiche wie Schule, Arbeit, Beziehungen oder die persönliche Lebensqualität. Wenn Sie oder Ihr Umfeld Anzeichen von AD(H)S bemerken, kann eine professionelle Diagnose helfen, die Ursachen für die Beschwerden zu klären und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Hier sind einige häufige Beschwerden, bei denen eine AD(H)S-Diagnostik sinnvoll sein könnte:

    • Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit auf eine Aufgabe zu richten: Wenn es oft schwerfällt, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder länger bei einer Sache zu bleiben, kann das ein Hinweis auf Unaufmerksamkeit sein.

    • Vergesslichkeit: Häufiges Vergessen von Terminen, Absprachen oder alltäglichen Aufgaben, wie das Einhalten von Fristen oder das Beenden von Aufgaben, kann auf eine Aufmerksamkeitsstörung hinweisen.

    • Leicht ablenkbar: Es fällt schwer, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren, da ständig neue Reize die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dies kann sowohl in der Arbeit als auch im privaten Bereich zu Problemen führen.

    • Schnelle Entscheidungen ohne Nachdenken: Impulsives Handeln, wie etwa voreilige Entscheidungen oder unüberlegte Handlungen, kann zu Problemen führen. Menschen mit AD(H)S handeln oft ohne die Konsequenzen ihres Verhaltens vollständig zu bedenken.

    • Unterbrechungen oder impulsive Äußerungen: Häufige Unterbrechungen von Gesprächen oder das Drängen, seine Meinung sofort zu äußern, ohne auf andere zu warten, können Anzeichen für Impulsivität sein.

    • Unruhe oder Schwierigkeiten mit der Selbstkontrolle: Schwierigkeiten, Gefühle oder Bedürfnisse zu kontrollieren, können zu plötzlichen Wutausbrüchen oder emotionalen Reaktionen führen.

    • Ständige körperliche Unruhe: Menschen mit Hyperaktivität haben oft das Bedürfnis, ständig in Bewegung zu sein. Das kann sich in Zappeln, häufigem Aufstehen oder dem Drang, ständig etwas zu tun, äußern.

    • Schwierigkeiten, still zu sitzen: In ruhigen Situationen, wie in Meetings oder bei Besprechungen, fällt es schwer, ruhig zu bleiben, was zu Unannehmlichkeiten für die betroffene Person und ihr Umfeld führen kann.

    • Übermäßige Redseligkeit: Bei manchen Menschen mit ADHS äußert sich Hyperaktivität auch durch ein starkes Bedürfnis, ständig zu sprechen oder sich zu äußern.

    • Probleme mit der Zeitplanung: Schwierigkeiten, Aufgaben zu priorisieren, den Überblick zu behalten oder Fristen einzuhalten, sind typische Anzeichen für AD(H)S. Personen mit AD(H)S haben oft das Gefühl, die Zeit nicht richtig nutzen zu können.

    • Chaos oder Unordnung: Der Arbeitsplatz, die Wohnung oder der Alltag ist oft chaotisch, weil es schwerfällt, Ordnung zu halten oder Dinge rechtzeitig zu erledigen. Oft wird das Gefühl vermittelt, dass nichts richtig „auf die Reihe“ kommt.

    • Unfertige Aufgaben: Aufgaben werden oft nicht abgeschlossen oder beginnen gar nicht erst, da der Fokus schnell auf neue, oft unwichtigere Dinge wechselt.

    • Starke emotionale Schwankungen: Personen mit AD(H)S können unter emotionaler Impulsivität leiden, was zu plötzlichen Stimmungsschwankungen führen kann. Diese können in Form von unerklärlichem Frust, Gereiztheit oder Wutausbrüchen auftreten.

    • Geringe Frustrationstoleranz: Probleme mit dem Umgang mit Enttäuschungen oder das Gefühl, schnell überfordert oder überlastet zu sein, sind ebenfalls häufige Anzeichen.

    • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik: Betroffene Personen reagieren möglicherweise sehr empfindlich auf Kritik oder erleben schnell Gefühle von Ablehnung oder Versagen.

    • Schulische oder berufliche Misserfolge: Schwierigkeiten bei der Arbeit oder im Studium können auftreten, wenn es Probleme mit der Organisation, der Konzentration oder der Selbstmotivation gibt.

    • Probleme mit langfristigen Zielen: Eine geringe Fähigkeit, langfristige Projekte zu planen und umzusetzen, sowie das ständige Aufschieben von Aufgaben (Prokrastination), können auf AD(H)S hinweisen.

    • Unzureichende Leistung trotz hoher Intelligenz: Bei manchen Menschen mit AD(H)S gibt es eine Diskrepanz zwischen ihrer Intelligenz und ihren tatsächlichen Leistungen, was zu Frustration und dem Gefühl führt, „mehr leisten zu können“, als sie tatsächlich tun.

    • Wenig Interesse an Routineaufgaben: Menschen mit AD(H)S haben oft Schwierigkeiten, bei wiederholenden oder monotonen Aufgaben fokussiert zu bleiben. Sie können sich bei solchen Aufgaben schnell langweilen und den Fokus verlieren.

    • Probleme beim Planen und Priorisieren: Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation von Aufgaben und bei der Entscheidung, was zuerst erledigt werden muss, sind häufig bei AD(H)S.

    • Überforderung bei komplexen Aufgaben: Komplexe oder vielschichtige Aufgaben können Menschen mit AD(H)S überfordern, da sie Schwierigkeiten haben, alle Aspekte einer Aufgabe zu berücksichtigen und den Überblick zu behalten.

Kann AD(H)S auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben?

Ja, AD(H)S kann im Erwachsenenalter bestehen bleiben. Oft wird die Diagnose AD(H)S bereits im Kindesalter gestellt, da die Symptome (wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität) dort am auffälligsten sind. Es ist jedoch auch möglich, dass AD(H)S erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird, insbesondere wenn die Symptome weniger offensichtlich oder in anderen Formen auftreten.

Wie zeigt sich AD(H)S im Erwachsenenalter?

Im Erwachsenenalter zeigen sich die Symptome von AD(H)S häufig anders als im Kindesalter. Insbesondere die Hyperaktivität nimmt oft ab oder tritt weniger stark auf, während die Unaufmerksamkeit und Impulsivität weiterhin eine Rolle spielen. Hier sind einige typische Merkmale von AD(H)S bei Erwachsenen:

  • Erwachsene mit AD(H)S haben häufig Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, besonders wenn diese Aufgaben monoton oder uninteressant sind. Sie können leicht abgelenkt werden, vergessen oft Dinge oder verlieren den Fokus, was zu Problemen im Berufsleben oder bei alltäglichen Aufgaben führen kann.​

  • Die Schwierigkeiten, Aufgaben zu planen, Prioritäten zu setzen und Fristen einzuhalten, bleiben häufig auch im Erwachsenenalter bestehen. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten, was sowohl bei der Arbeit als auch im Privatleben zu Stress führen kann.

  • Impulsives Verhalten zeigt sich oft in schnellen Entscheidungen ohne langfristige Überlegung, was zu problematischen finanziellen Entscheidungen oder zwischenmenschlichen Konflikten führen kann. Es fällt Erwachsenen mit AD(H)S auch oft schwer, Geduld zu zeigen und in sozialen Situationen ruhig abzuwarten.​

  • Erwachsene mit AD(H)S erleben oft Schwierigkeiten in Beziehungen aufgrund ihrer Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Schwierigkeiten, Emotionen zu regulieren. Auch die Tendenz, Gespräche zu unterbrechen oder sich nicht genug auf den Partner zu konzentrieren, kann zu Missverständnissen und Konflikten führen.

  • Eine geringe Frustrationstoleranz oder plötzliche Stimmungsschwankungen können bei Erwachsenen mit AD(H)S ausgeprägter sein. Sie reagieren häufig impulsiv auf Stress oder Enttäuschungen, was ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Problemen im Alltag einschränken kann.

Warum wird AD(H)S im Erwachsenenalter oft nicht erkannt?

Im Kindesalter sind die Symptome von AD(H)S aufgrund der ausgeprägteren Hyperaktivität und der häufigeren Verhaltensauffälligkeiten leichter zu erkennen. Im Erwachsenenalter kann es jedoch schwieriger sein, die Störung zu diagnostizieren, da sich die Symptome subtiler äußern. Erwachsene mit AD(H)S haben oft Mechanismen entwickelt, um ihre Symptome zu kompensieren, wie z.B. die Verwendung von To-Do-Listen oder das Erstellen detaillierter Zeitpläne. Diese Kompensation kann dazu führen, dass die Störung über Jahre hinweg nicht erkannt wird.

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